Donnerstag, Juli 09, 2009

Sound des Diesels

Die Zugsreise von Basel nach Marseille war erstaunlich schnell. Das lag nicht nur am TGV. Wenn ich heute Morgen gefragt habe, ob Umsteigen ein Unterbruch der Reise sei oder deren Fortsetzung, so kommt als weiteres Phänomen hinzu, dass eine Kaffeepause einlegen mit dem Auto bedeutet, anzuhalten.
Das Bild: TGV fährt zu schnell für die Linse meines iPhones.

Im Zug fährt man weiter. Was die allfällig verlorene Zeit des Umsteigens bei weitem aufwiegt. Sofern man in solch kleinlichen Zeiteinheiten rechnen will.

Obwohl die Wetteransage meines iPhones für Marseille 28 Grad anzeigt, ist es angenehm kühl - eine Brise vom alten Hafen zum Bahnhof hinauf wirkt als Ventilator.

Bild: Erster Blick auf Marseille

Die Hotelsuche war kein Problem. Die findet man gleich unten an der grossen Treppe des Bahnhofs. „Hotel Windsor“ schien uns standesgemäss zu sein. Zumindest was den Namen betrifft. Innen ist es sauber, drittklassig oder noch tiefer. Ich liebe auch solche Hotels. Da weiss man wenigstens, dass man nicht irgendwo sondern zum Beispiel in Marseille ist.

Gut, das hört man auch am Gehupe. Trotzdem bewegt sich die Autokolonne in Richtung Hafen nur im Schritttempo. Ich mag den Sound des Diesels. Am Nachbartisch erzählt ein Mann einem anderen ein Märchen aus Tausend und einer Nacht, bilde ich mir ein, weil er gestenreich Arabisch spricht. Grossstadt. Süden.

Wir haben für zwei Nächte gebucht, müssen bar bezahlen; 120 Euros. Stand übrigens auf einer offiziellen Preistafel angeschrieben. Was zumindest beruhigend wirkt. Auf einen Schweizer.

Wir sitzen im Eckbistro gegenüber dem Hotel. Bei einem kühlen Bier. Soviel Mitteleuropa muss jetzt sein.

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4 Kommentare:

  1. Anonym19:45:00

    Kaum weg, sollte man schon in Bundesbern sein. Da spielen sie Cowboy, Räuber & Police, während die Wirtschaft die Krise schiebt und die USA zivilisiert die UBS ins aus treiben.
    Plötzlich bin ich mir nicht so sicher, ob die Pause von Arlesheim Reloaded der Schweiz wirklich so gut tut.
    Geniesen Sie Marseilles - und denken Sie daran - zu Hause ist es nicht zivilisierter. Die Französische Regierung macht wenigstens was für Frankreich. Angeschriebene Preise sind wohl noch das kleinste.

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  2. andrea müller22:31:00

    @anonym: Finde ich sehr zivilisiert, was Manfred schreibt und erlebt.
    @Manfred: Ich reise in Gedanken mit. Etwas neidisch. Geniess und schreib'.
    @Monica: Schreibt er nur oder redet er auch mit Dir unterwegs?
    A.

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  3. ich beneide euch auch. Wobei das Gehupe kann man auch hier in Lima haben.

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  4. Baresi08:21:00

    ... TGV fährt zu schnell für die Linse meines iPhones.

    Interessant. Zurück in die Zukunft könnte man sagen. Schon Jean Henri Lartigue nutze vor hundert Jahren die Mängel der Technik, damals bei Kameras der Schlitzverschluss, für eine überraschende Bildumsetzung von Geschwindigkeit.

    Mehr dazu hier: http://de.wikipedia.org/wiki/Jacques-Henri_Lartigue

    Und hier: http://photography-now.net/listings/images/stories/users/jacques_henry_lartigue.jpg

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