Freitag, Juli 31, 2009

Einkaufsstadt

,Hamburg ist eine der reichsten Städte Deutschlands. Über 80'000 Euro erwirtschaftet im Schnitt ein Hamburger im Jahr, das sind rund 38 Prozent mehr als im Bundesdurchschnitt. Die Stadt zählt 1,75 Einwohner, der Hafen ist nach Rotterdam der grösste Europas.

Wer Hamburg besucht und sich auf das konzentriert, was man als Tourist sehen will, der wird unschwer erkennen, dass die zweitgrösste Stadt Deutschlands ein Ort mit einer hohen Lebensqualität ist.


"Neuer Wall" heisst die Strasse, wo es die bekannten Modemarken zu kaufen gibt, auch die Schweiz ist präsent, mit Akris. Gleich um die Ecke unter den Alsterarkaden kann man anschliessend gemütlich einen Kaffee trinken. Sofern das Geld noch reicht.

Der südliche Lebensstil hat sich schon längst auch in Hamburg durchgesetzt, der sich nicht nur im Hang manifestiert, möglichst draussen sitzen zu können, sondern auch in den reichhaltig bestückten Speisekarten mit leichten Gerichten und Snacks, auf denen San Pellegrino ebenso aufgeführt ist, wie die Flaniermeilenweine Pino Grigio und Chardonnay.

Und wir lesen in einem dieser Stadtmagazine, die in jedem Hotelzimmer aufliegen, dass nach Quadratmeterzahlen die Einkaufspassagen in der Hamburger Innenstadt "die grössten in ganz Deutschland sind."

Und dann sind wir noch zufällig beim Chilehaus vorbeigekommen. Wie uns Wikipedia erklärt, handelt es sich um ein zehnstöckiges Kontorhaus aus dem den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts. Und wir haben mit eigenen Augen gesehen, dass es sich noch immer um einen wirklich imposanten Bau handelt. Es handelt sich um ein Stück Architektur, dass es nur in Hamburg gibt.

Im Parterre gibt es - Sie ahnen es - ein kleines Restaurant, wo man draussen sitzen kann und die San Pellgrino, Pino Grigio und ein paar leichte Snacks auf ihrer Karte haben (wie in Italien, nur kann man genau diesen Zusatz definitiv streichen und ersetzen durch: so wie es unserem mitteleuropäischen Lebensstil entspricht). Genau das haben wir gemacht, leichte Snacks und Pino Grigio bestellt und später paar Schritte weiter einen Espresso getrunken.

London und Hamburg, das wären so die beiden Städte, wo meine Reisegefährtin und ich uns vorstellen könnten, einmal längere Zeit, ein Jahr oder so, zu leben. Vorausgesetzt, man hat das nötige Kleingeld, dass man sich die Dinge leisten kann, die das Leben in einer Grossstadt angenehm machen.

Mal schauen.

Donnerstag, Juli 30, 2009

Die Eisenbahn

Auch die WELTWOCHE ist präsent.

Ich hatte mal eine Modeleisenbahn. Eine Wesa. Als ich sehr jung war, war Lokomotivführer noch ein Traumberuf, dshalb hatten alle Buben eine Eisenbahn. Eigentlich hatte mein Vater eine Eisenbahn. Denn jeweils vor Weihnachten bastelte er aus den Schienen und Weichen und Häusern jeweils eine neue Kulisse. Ich denke während Wochen. Und wenn wir Besuch hatten, wurde die Modelleisenbahn vorgeführt. Meistens funktionierten eine Lok, der Transformator oder eine Weiche genau dann nicht.

Schwedische Winterlandschaft

Alle paar Sekunden bleibt auch im MiniaturWunderland eine Lok stehen, macht ein Auto schlapp, fällt ein Lämpchen aus. Das ist allerdings nicht weiter verwunderlich. Schliesslich fahren hier derzeit fast 900 Züge rum, tun 1'200 Signale so, als würden sie den Verkehr regeln, leuchten 295'000 Lichter auf, wenn das Licht alle paar Minuten auf Nacht umstellt, sorgen 2'500 Weichen dafür, dass die Züge nicht zusammenstossen.

Die Überwachungsanlage: Alle paar Sekunden
fällt irgendwas aus.

MiniaturWunderland ist die grösste Modelleisenbahn der Welt. Und es steht ganz oben auf der Liste jener Orte in Hamburg, die man einfach sehen muss. Hört man immer wieder. Und tatsächlich muss man je nach Tageszeit mit erheblichen Wartezeiten rechnen.

Betonwerk

Gut, ich muss zugeben, dass wir zum einen wegen der Empfehlung von befi und zum anderen weil es thematisch zu unserer Zugsreise passt, hingegangen sind. Aber selbst Modelleisenbahnskeptiker wie ich können sich schon nach kurzer Zeit der Faszination, die von ihr ausgeht, nicht entziehen. Es sind diese mit viel Liebe zum Detail gestalteten Landschaften, welche die Qualität dieser Modelleisenbahnanlage ausmachen. Die 200'000 Figürchen stehen nicht einfach nur so da. Jedes einzelne ist Teil einer kleinen oder grösseren Szene.

Rasenmähen muss auch im Miniatur-Wunderland sein

Übrigens: Es gibt nicht nur eine Schweizer Landschaft - sie ist auch die aufwendigste Bereich - es gibt auch einen Prospekt für Schweizer auf Schweizerdeutsch. Die Engländer bekommen dasselbe auf Englisch, die Schweden auf Schwedisch, die Deutschen auf Deutsch - die Österreicher?

Ich selbst bin nie ein Modeleisenbahnbastler geworden. Doch die drei Locks und die zwölf Wägelchen habe ich noch immer.

Immer wieder wird es Nacht im Mini-Wunderland,
dann gehen tausende von Lämpchen an.

An der Anlage wird derzeit zügig weiter gebaut. Ein Flughafen kommt nächstens hinzu und Italien und Frankreich als weitere Länder. 2015 soll der Endausbau erreicht und rund 20 Mio. Euro verbaut worden sein.

Flussschifferkirche


Heute hätten wir fast eine Kirche besichtigt. Die erste auf unserer Tour durch Europa. Diese Kirche liegt im Hamburger Hafen und fährt zwischen durch mal auch auf und davon. Es handelt sich um eine Flussschifferkirche. (So ein Wort gibt es nur in der deutschen Sprache.)

Es handelt sich um einen 1906 gebauten Leichter, um ein Schiff also, das über keinen eigenenen Antrieb verfügt, sondern von einem Schubschiff die Elbe rauf und runter bugsiert wurde. Seit 1952 ist das 26 Meter lang und sieben Meter breite Schiff eine evangelische Kirche mit Altar, Kanzel, Taufbecken, Orgel und Glockenturm.

Wir konnten sie dann doch nicht besichtigen, die Flussschifferkirche. Ein Fernsehteam drehte gerade eine weitere Folge einer Kinderserie. Das Schiff sei ein beliebter Drehort, sagte uns ein Statist, der auf seinen Auftritt wartete.

Hamburg-Altona

Fussgängermeile in Altona

Wir haben in einem früheren Beitrag die saloppe Behauptung aufgestellt, dass man sich von einer Stadt in gut zwei Tagen einen recht guten Überblick verschaffen kann. Denn wer unterwegs ist, geht ins Zentrum, wo es die Bilder gibt, die man aus dem Fernsehen und vom Ferienprospekt gibt.

Wir sind heute mit der S-Bahn, die Station liegt wenige Gehminuten von unserem Hotel entfernt, nach Hamburg-Altona gefahren. Weil die S-Bahn von der DB betrieben wird, gilt auf dieser innerstädtischen Strecke unser Global-Pass.

Seit Aldi geschlossen hat, fehlt der
Einkaufsmeile Altonas
die Attraktion.
Ein riesiger Gebäudekomplex im Zentrum steht leer.


Altona liegt im Westen des Stadtzentrums und zählt rund 250'000 Einwohner. In einzelnen Quartieren dieser Stadt in der Stadt, insbesondere unten an der Elbe, wohnen gutbetuchte Hamburger. Sie schätzen die Nähe zum Zentrum und die hervorragende Wohnlage.

Die Altstadt rund um den Bahnhof und Richtung Fischmarkt beim Hafen ist jedoch Sozialhilfegebiet. "Altstadt" ist im Zusammenhang mit Hamburg sowieso ein missverständlicher Begriff. Im Juli 1943 haben die Engländer die Stadt in der "Operation Gomorrha" in Schutt und Asche gebombt. Die ältesten Häuser in Altstadt Altonas sind in den fünfziger Jahren wieder aufgebaut worden.

Moschee, 16,5% der Einwohner Altonas
sind Migranten

Altona passt also nicht ins Beuteschema von Touristen. Weshalb man hier auch keine sichtet.

Mittwoch, Juli 29, 2009

Zuhause

Vorher

Ich meine, so ein Blog lebt doch auch vom Klatsch. Und der Extravertiertheit des Schreibers. Also befriedigen wir doch heute Abend diese ganz offensichtlich vorhandenen Bedürfnisse: Wir haben heute nach drei Wochen mal wieder zuhause gegessen. Jeden Abend in ein Restaurant zu gehen, entartet zur Arbeit. Wollen wir das? Nein.

Dank dem Internet haben wir ein recht gutes Hotel in Hamburg gefunden, 5-Sterne zu einem akzeptablen 4-Stern-Preis inkl. Frühstück und freier Zugang zum Internet (andere verlangen fünf Euros und mehr pro Stunde). Mit einem hervorragenden Zimmerservice.

So haben wir heute zuhause gegessen und daneben lief Grey's Anatomy. Ach ist das gemütlich.

Nachher

Mit Tempo durch Europa

Eurostarlok-Look

Eine Erkenntnis habe ich in diesen bisher drei Wochen gewonnen: In Europa wächst ein Hochgeschwindigkeitseisenbahnnetz heran, welches die Art des Reisens auf dem alten Kontinent revolutionieren wird.

Nehmen wir beispielsweise die Strecke, die wir heute von Brüssel nach Kölngefahren sind. Zwar wird diese Strecke, wie in einem Informationsblatt zu lesen war, erst im Oktober offiziell eröffnet. Doch schon jetzt verkehren die Hochgeschwindigkeitszüge der Deutschen Bahn mit 250 km/h zwischen den beiden Metropolen. Ganze 111 Minuten dauert die Fahrt und man ist damit gut eine halbe Stunde schneller als mit einem üblichen Schnellzug.

Die Nase vorn haben mit rund 1'500 Kilometer Zugrennstrecke übrigens die Spanier. Bis in einem Jahr will das Land das längste Hochgeschwindigkeitsnetz der Welt haben. Ein deutscher Anwalt, der heute bei uns im Abteil nach Hamburg sass und seit Jahren in der Nähe von Malaga lebt, erzählte uns, dass er für geschäftliche Termine in Madrid nur noch den AVE nimmt: „Früher flog ich diese Strecke regelmässig.“ Kunststück, die spanischen AVEs fahren mit Tempo 350 von Stadt zu Stadt.

Der Vorteil: Man ist bei der Ankunft immer mitten in der Stadt und spart sich damit die zeitraubende Taxi- oder U-Bahnfahrt. Zudem muss man nicht langwierige Sicherheits-Checks über sich ergehen lassen.

Klammerbemerkung und Ausnahme: Eurostar, da ist es wie beim Flughafen. Ich musste meinen Koffer öffnen, weil auf dem Monotor mein Leatherman als verdächtiger Gegenstand gemeldet wurde. Der Mann in der Uniform hat mich gefragt, ob ich bestätige, dass das alles mir gehört - was mich ziemlich verunsichert hat, denn in dem Moment, als er mir diese saublöde Frage stellte, gingen mir alle möglichen Szenarien durch den Kopf und ich war ehrlich gespannt, ob er, als er alles was in diesem Koffer war, rausnahm, nicht doch eine Bombe fände.

Und wenn dann noch die Annehmlichkeiten der 1. Klasse, wie in England auf der Strecke London – Edinburgh und wieder zurück, dazu kommt, dann werde ich (endlich auch) zum Zug-Fan. Die "Times" und den Kaffee gibt's gratis und auf den Tischen bei jeder Sitzplatzgruppe hat es selbstverständlich auch Mineralwasser, gratis.

1. Klasseabteil des National Expresse der
zwischen London und Edinburgh verkehrt.

Die spanischen Neubaustrecken haben übrigens mit den bisherigen Breitspurstrecken nichts mehr gemein: Sie werden in der üblichen europäischen Norm von 1,43 gebaut. Die verschiedenen Bahnen verfolgen - auch aus politischen Gründen - unterschiedliche Geschwindigeitsphilosophien. Während die Franzosen und Spanier vor allem aufs Tempo drücken, will die DB lediglich die Durchschnittsgeschwindigkeit der Züge erhöhen. Denn in Deutschland halten die ICEs öfters als die Rennzüge in Spanien und Frankreich.

Die schnellen Reisezüge der Deutschen Bahn weisen denn auch unterschiedliche Motorisierungen auf. Für die Strecke Brüssel - Köln werden "GTI"-Modelle eingesetzt, auf anderen Strecken Locks, die weniger stark motorisiert sind und deshalb eine geringere Spitzengeschwindigkeit erreichen. Das drückt den Anschaffungspreis.

Die Eisenbahn, vor ein paar wenigen Jahren noch ein Auslaufmodell, erlebt in Europa dank den schnellen Zügen eine Renaissance. Wobei festzuhalten gilt, dass der Service in den spanischen und britischen Zügen hervorragend ist. Im Gegensatz zum „gewöhnlichen“ Schnellzug der DB, den wir von Köln bis Hamburg benutzen mussten. Die liessen sich über zwei Stunden Zeit, bis jemand nachgefragt hat, ob wir einen Kaffee oder sonst was haben möchten.

Einschub: Es stank im Wagen zwischendurch immer mal wieder nach verbranntem Gummi. Irgendwann kam dann die Durchsage, damit seien keine Gefahren verbunden. Die Deutsche Bahn verwende jetzt Biobremsbeläge (kein Scherz), deshalb der Geruch.

Japan weist gemäss einer Statistik ein Hochgeschwindigkeitsnetz von 2‘452 Kilometern auf. Dort fahren die Züge mit Spitzengeschwindigkeiten von 300 km/h. Für die Schweiz werden gerade mal 35 Kilometer ausgewiesen.

Übrigens: auf der Fahrt nach Köln sind wir auch an Lüttich vorbeigekommen. Die haben für die neue Zugrennstrecke auch gleich einen neuen Bahnhof gebaut. Es ist unübersehbar ein echter Calatrava. Wir werden irgendwann zur offiziellen Eröffnung erfahren, um wie viel Prozent er dieses Mal die Baukosten überschritten hat. Zumeist sind es zwischen 50 und 100 Prozent.

Köln

Na klar ist das mal wieder ein sehr bedenklicher Web 2.0-Beitrag. Und
selbstverständlich könnte man das auch twittern, diese Meldung über
das Raucherquadrat im ansonsten rauchfreien Kölner HB.

Raucher zu sein hat heutzutage schon etwas Demütigendes. Besonders
wenn man auch noch fotografiert wird als wäre man der Kölner Dom
gleich um die Ecke.

Brüssel und weiter

Huch, das ist jetzt eben knapp gewesen. Irgendwie hat der Wecker verpennt und wir auch. Doch das Hotel lag gleich neben dem Bahnhof, so dass es für die Reservation und den Morgenkaffe mit Gipfeli gerade noch hinhaute.

Noch ein Wort zu Brüssel in drei Bildern von unserem Abendspaziergang:

Das Brüssel der Touristen.

Ohne Leffe kein Belgien. Gut, das kann man
inzwischen auch bei uns bestellen.

Unverwechselbar, diese belgischen Autonummern.
Wer hat sich die ausgedacht?

Und schliesslich noch das Bahnhofsviertel, das fest in der Hand
von nordafrikanischen Einwanderen ist.
Dieser Pfefferminztee ist Spitze und ebenso gezuckert.

Der Unterschied zwischen London und Brüssel ist, was die Sauberkeit anbelangt, ziemlich gross. Zudem sticht dem Stadtwanderer auffällig oft ein ziemlich penetranter Harngeruch in die Nase und zwar auch mitten im Tourismusviertel.

Gut, das ist jetzt eine ziemlich einseitige Zusammenfassung. Das steht beispielsweise nichts von der hervorragenden Küche und so. Und sicher hat es hier auch ein paar Museen und Kirchen. Aber wir sind ja keine Ferienmacher, sondern Reisende. Da zählt das, was ist und nicht das, was man gerne hätte für seine eingesetzten Schweizer Franken.

Wir zäppen uns weiter durch Europa und sind unterwegs nach Hamburg.

Dienstag, Juli 28, 2009

Eurostar

Das Schöne an so einem temporären Generalabo ist, das man sich quasi
in letzter Minute anders entscheiden kann.

Wir haben uns kurz vor London dazu entschieden, auf die halbstündige U-
Bahn-Fahrt zu verzichten, auf die zweistündige Fahrt nach Dover zu
verzichten, auf die Übernachtung in Dover zu verzichten und morgen
auch auf die Überfahrt nach Calais mit dem Schiff.

Wir haben heute auf sehr viel verzichtet. Das muss belohnt werden,
werden spätestens jetzt alle zustimmen.

Deshalb sitzen wir im Eurostar und fahren in rund zwei Stunden nach
Brüssel. Mit Nachtessen und Gratisgetränken für rund 150 CHF pro
Person.

Der Zug hat pünktlich um 16.04 Uhr Londonzeit abgelegt.

Ausgedudelt

Eingeborenen-Trupp in Invervess

Ich habe noch nie so viele Dudelsackpfeiffer gesehen und gehört (auch als Hintergrundmusik in Läden), wie in den letzten Tagen. Die Schotten wollten uns in der Tat etwas bieten.

Sie haben jetzt sogar eigenes Geld und sind mächtig stolz darauf. Zwar ist Pfund Pfund, aber die Bildli sind andere und wenn man nach England fährt, hat man alle Mühe, die schottischen Noten wieder loszuwerden. What is this!!!??

Nachdem also die Cash Machine 100 schottische Pfund ausgespuckt hatte - wenn man die richtige Zahl eintippt, gewinnt man bei diesen Dingern immer - sind wir in die Bank und haben die Noten gegen richtiges Geld getauscht. Die Dame machte zwar keine Anstalten, aber war irgendwie in ihrem Nationalstolz verletzt. Ein wenig.

Mittagessen: 1. Klasspassagiere werden in
englischen Zügen an ihrem Sitzeplatz bedient.

Wir brauchen richtige Pfund, weil wir im Schnellzug Richtung London unterwegs sind und haben damit gemäss den Kommentaren hier von Schottland eigentlich noch gar nichts gesehen haben.

Die wesentlichen Weichenstellungen im Leben erfolgen zumeist so, dass man sich nicht für etwas entscheidet, sondern indem man sich bewusst wird, was man nicht mehr will. Der Rest ergibt sich dann von selbst.


Draussen vor dem Fenster: England

Wir sind unterwegs nach Dover. Wir brauchen einen Szenenwechsel.

Montag, Juli 27, 2009

Hoffen auf Loch Ness

Rund 20 Mio. Pfund hat das erstmals durchgeführte Treffen der Clans in die Kassen des Dienstleistungsgewerbes gespült, schreibt heute der New Scotsman. Denn viele der Teilnehmer kamen aus den USA, aus Kanada, aus Australien und Neuseeland, um in einem stürmischen Anfall von Wurzelsuche etwas Besseres aus ihrem Namen zu machen.

Die Clan-Chefs, die vorausmarschierten, sind demnach zu Aushängeschilder der Tourismusindustrie geworden. So ändern sich die Zeiten und auch der Sinn, ein Leithammel zu sein.

Weil der Anlass zur Überraschung von allen ein gutes Geschäft geworden ist, will man die Clan-Parade jetzt alle vier Jahre wiederholen.

Schottland braucht solche speziellen touristische Events. Denn die Arbeitslosenrate liegt zwar mit 4% zwar unter dem nationalen Mittel von 7.2%. Doch wie wichtig der Tourismus für die lokale Wirtschaft ist, zeigt das Beispiel von Inverness, wo rund 26% Beschäftigten in Hotels und im Gastgewerbe arbeiten. Übertroffen wird diese Zahl nur noch von den öffentlich Beschäftigten mit rund 31%. Die Arbeitslosenrate inInverness beträgt derzeit 5.5% und hat sich seit April mit Saisonbeginn um ein halbes Prozent zurückgebildet.

Dass es der hiesigenWirtschaft nicht allzu gut geht, kann man an den vielen leeren Läden im Zentrum ablesen. Der Immobilienmarkt ist beinahe zum Erliegen gekommen. Das spürt beispielsweise der Immobilienmarkler Peter Curtis, mit dem wir heute Nachmittag sprachen. "Das Problem sind die Banken, die mit der Kreditvergabe sehr zurückhaltend sind." Zudem würden sie jetzt bis zu 25% Eigenmittel verlangen. Curtis: "Das bedeutet, dass viele ein ganzes Jahresgehalt anzahlen müssen und das übersteigt die Möglichkeiten gerade von jungen Leuten." Die Zeiten, als die Banken noch 100% des Kaufpreises belehnten, sei vorbei.

Seine Verkaufszahlen haben sich denn auch entsprechend nach unten entwickelt: "Wir haben vor zwei Jahren monatlich bis zu vierzig Häuser verkauft, so sind es jetzt höchstens noch zehn bis fünfzehn im Monat." Die Preise haben sich nach unten entwickelt, wobei Mr Curtis die Lage nicht als dramatisch einstuft: "Wir haben jetzt das Preisniveau ungefähr von 2006 erreicht". Für gegen eine halbe Million Franken bekommt man rund um Inverness ein recht ansehnliches Haus.

Insgeheim hofft man in Iverness, dass das Monster von Loch Ness wieder auftaucht. In den letzten Jahren ist es eher still geworden um dieses Touristenattraktion, die immer just zur Ferienzeit Schlagzeilen produzierte. Eine Reisegruppe aus der Schweiz, die im selben Hotel wie wir nächtigt, liess es sich trotzdem nicht nehmen, einen Ausflug zum Loch Ness zu machen. Sie sind voller Hoffnung gestartet.

Inverness

Inverness, jenseits des Flusses

Wir haben uns kurz vor Abfahrt dazu entschieden, statt nach Aberdeen nach Inverness zu fahren. Jetzt sind wir in Inverness und sind selbst schuld. Falls mal jemand hierher fahren will, die Reise lohnt sich nur, wenn man wirklich etwas Dringendes zu besorgen hat. Hier ist nichts. Das ist quasi ein Loch, ein Loch Nix.

Zumindest der Aufgang zu unseren
Zimmern kann sich sehen lassen:
The Royal Highland Hotel
Trotzdem sind die wenigen Hotels ziemlich belegt. Inverness ist unter anderem Ausgangspunkt für ein anderes Loch, für Loch Ness. Will man also etwas von der weiteren Umgebung sehen, dann muss ein Auto haben. Dann kann man durch eine Landschaft kurven, die aussieht wie bei uns: Hochalpin, dabei sind die Hügel nur 100 bis 200 Meter über Meereshöhe.

Am Beginn der Reise sieht es noch
nach Schottland aus.

Die Bahnfahrt von Edinburgh nach Inverness ist recht nett, man kann sich als Schweizer jedoch auch diese Fahrt sparen. Zuerst der Jura, dann das Mittelland, dann wieder Jura und schliesslich Voralpin.

Morgen reisen wir mit dem ersten Zug wieder zurück. Ausser ein Leser gibt uns noch den heissesten aller Tipps. Aber bitte nicht die Besichtigung einer Whisky-Brennerei. Die sind schon alle von der BBC durchgefilmt worden. Oder vom ZDF.

Mr Motter


Schon seit Jahren trage ich die fixe Idee mit mir herum, mir mal ein Harris Tweed-Jackett anzuschaffen. Ich mag Dinge, die scheinbar ewig halten, Gegenstände, von denen man weiss, dass sie in fünf, zehn Jahren ihren eigentlichen Wert offenbaren. Doch das Design der Stoffe für Tweed-Sakkos ist ziemlich altbacken.

Ausserhalb Londons ist England modisch eine Wüste. Die Männer tragen zu dieser Jahreszeit Jeans und T-Shirts und zur Abwechslung mal ein T-Shirt und Jeans. Die Frauen, nun ja, wer deren Modegeschmack mal in voller Länge geniessen möchte, sollte unbedingt nach York. Wir haben noch nie in unserem Leben derart viele wirklich, wirklich geschmacklos gekleidete Frauen gesehen, quer durch alle Altersschichten.

Wie soll ich das am besten beschreiben. Vielleicht so: eine echte modische Herausforderung ist für eine Frau die Hochzeit der Schwester oder der Freundin oder der Tochter. Wer sonst als eher graue Maus durchs Leben wandelt, meint, bei dieser Gelegenheit sich besonders herausputzen zu müssen. Das Ergebnis ist zumeist ziemlich schrill.

So ist das am Abend in York, wenn sich die Touris verzogen haben. Du hast das Gefühlt, die seien alle unterwegs zu einer Hochzeit oder zu einer Taufe. Wobei vielleicht das Attribut „nuttig“ noch beigefügt werden kann, weil der Begleiter als Kontrast, richtig, T-Shirt und Jeans. Weil wir hier über Mode schreiben, erwähnen wir die Trinkgewohnheiten hier in England jetzt mit keinem Wort.

Diese etwas zugegeben lange Einleitung war deshalb nötig, weil wir an unserem ersten Nachmittag in Edinburgh diesen wirklich bemerkenswerten Laden von Mr Motter in der Jeffrey Street entdeckt haben: Corniche. Hier wird nun Mode angeboten, wie man sie sonst nur in Zürich und London findet: Vivienne Westwood, Anglomania, Rundholz (schwer im Kommen), Girbaud und für Männer Nigel Cabourn.

45 Prozent seines Umsatzes macht Mr Motter Online: „Wir verkaufen in die ganze Welt.“ Und der Rest bringen Touristen und die Eingeborenen, es gibt ja durchaus Schotten mit Geld und Geschmack, so ist es ja auch wieder nicht.
Und um dieser erstaunlichen Entdeckung noch eins drauf zu setzen: Der Laden von Mr Motter wurde kürzlich zum UK Designer Store des Jahres erkoren.

Was mich zurück zu meinem eingangs erwähntenHarris Tweed bringt. Nigel Cobourn, ein wirklich bemerkenswerter englischer Designer, verarbeitet diese Stoffe zu Sakkos, die sich sehen lassen können. Ich konnte deshalb nicht widerstehen, auch wenn diese Stücke ihren Preis haben. Dafür hält es ewig.

Wir fahren heute weiter nach Aberdeen.

Sonntag, Juli 26, 2009

Haggis

Manche Leser werden sich inzwischen fragen, weshalb wir derart durch die Gegend hetzen. Ein Tag hier, zwei Tage da und schon wieder im Zug und weiter geht's. Europe in ten days - das machen sonst nur Japaner oder amerikanische Autoverkäufer, deren Incentive eine Tour durch Europa ist.

Zum einen müssen wir festhalten, dass wir keineswegs durch die Gegend hetzen. Wir sitzen bequem im Zug, schauen zum Fenster raus, trinken Kaffee (in England), hören Musik, unterhalten uns, lesen Zeitung und spannende Bücher, surfen im Web (in England).

Und nach zwei, drei Stunden steigen wir aus und dann geht es zu Fuss weiter. Wir sind täglich mindestens fünf Stunden zu Fuss unterwegs, ohne Programm, wir haken nichts ab, gehen mit anderen Worten die Dinge recht entspannt an. Alles geschieht ziemlich zufällig, ohne besondere Erwartungen, wir sammeln an Eindrücken was sich bietet, nehmen auf was am Weg liegt. Wirklich hilfreich und wesentlich zur Entspannung trägt das Navi im iPhone bei. Man weiss immer, wo genau man sich befindet.

So halten wir es auch mit den Restaurants: Wir suchen nicht lange herum, denn DAS Restaurant, wo man unbedingt essen muss, finden wir eh nicht. Oder dann es ist auf Tage ausgebucht. Heute beispielsweise haben wir ziemlich exotisch gegessen, die lokale Spezialität: Haggis. Es schmeckt wie Leberwurst, der grauen Schwester der Blutwurst, und hat die Konsistenz einer sehr trockenen Version einer Paelia. Dazu wird ebenfalls sehr trockener Kartoffelstock serviert und ein Gemüse, das ich zwischen Sellerie und Kürbis ansiedelte. Weil es sich bei der schottischen Küche also um eine sehr einfache Küche handelt, hat der Koch(?) den Teller mit der Portion für zwei kurz in die Mikrowelle geschoben. Leider wird man nicht gewarnt, weshalb die ersten Bissen einem ziemlich aufschrecken. Das einzige nicht trockene war das Bier dazu. Das war wirklich gut. Es ist überhaupt unglaublich, wieviele Biersorten es in England/Schottland gibt.

Doch ich schweife ab. Wenn man nicht an einem Weiterbildungskurs teilnimmt oder sonstigen Ehrgeiz entwickelt und auch kein Architekturstudent ist, reichen zwei Tage durchaus, um von einer Stadt einen guten Eindruck zu gewinnen. Denn all die Neubaugebiete um den eigentlichen Stadtkern herum lässt man ja eh aus. Also besucht man im Grunde genommen immer nur Kleinstädte. Nehmen wir beispielsweise Edinburgh. In zwei Tagen hat man's gesehen. Hier gibt es nicht viel mehr als die Royal Mail, das Schloss (waren wir heute), dann geht man essen. Ausser man hat das Glück, dass 124 Clans finden, sie sollten sich doch mal in Edinburgh treffen.

PS: Die Tarte aux pomme mit einer Kugel Vanilleeis in einem französischen Restaurant ein paar Schritte weiter war wirklich exzellent.

Edinburgh

Schotten

Es gibt Tage, die sind derart erlebnisreich, dass man gar nicht weiss, was man alles festhalten soll. Gestern war so ein Tag. Das ging schon mit diesem Dudelsackpfeiffer los, der am Bahnhof stand. Doch zu der Zeit wussten wir noch nicht, welche Überraschung die Stadt am Abend für uns bereit halten würde.

Wir erlebten eine Premiere. Erstmals seit 1822, als sie George IV in Schottland nördlich der Grenze zu England begrüssten, versammelten sich die schottischen Clans, die Stuarts, Campbells, MacDonalds, MacLeods, die Gordons, Chattan, MacKenzies, Andersons, die Burnetts und so weiter und so fort, insgesamt waren es 124.

Wir wir heute im "ScotlandonSunday" lesen, kamen über30'000 Clanangehörige aus aller Welt zu diesem Treffen nach Edinburgh. Prinz Charles, den wir nicht gesehen haben, hatte das Treffen eröffnet.

Als wir so gegen halb sieben uns einen gut einen halben Quadratmeter grossen Stehplatz an der Royal Mile gesichtert hatten, hatten wir allerdings von alldem keine Ahnung. Nur soviel, dass hier irgendwelche Clan-Chiefs vorbeimarschieren sollen.

Nun sind wir inzwischen geübte Warter. Was heisst geübt, warten ist zu einer Passion geworden. denn Warten ist ungemein spannend, abweschlungsreich und man lernt Leute kennen.

Der Mensch als Noch-immer-Höhlenbewohner kann gar nicht anders, als mit den Artgenossen links und rechts, den Kontakt herzustellen. Denn wir müssen unser kleines Territorium gegen Neuankömmlinge verteidigen, reflexartig. Links setzte sich nach ein paar Minuten Jenny aus Ohio dazu. Nachdem ich ihr klar gemacht hatte, dass die paar Quadratzentimeter Strasse, auf der ich gerade stehe, vorübergehend mir gehörten, sie könne das anschliessende Nachbargrundstück in Besitz nehmen.

Jenny aus Oklahoma

Wie unsere Vorfahren schlossen wir Freundschaft, in dem wir mitgebrachte Nahrungsmittel tauschten. Also Jenny offeriert uns von ihrem Wein, ein Roter aus Argentinien, der gar nicht schlecht war.

Rechts von uns hatte sich eine saudische Familie niedergelassen: fünf Kinder, zwei Männer und drei total verschleierte Frauen, was, nebenbei bemerkt, der derzeit wohl effektivste Schutz gegen die Schweinegrippe sein könnte.

Zwischen uns stand eine Tafel, auf dem das Menue des Tages notiert war, die wir als natürliche Grenze akzeptierten. Während wir zumindest das mit den Clans wussten, hatten die Saudis von nichts eine Ahnung. Deshalb war die erste Frage, weshalb es denn hier so viele Leute habe, was wir mit unserem einzigen Satz, den von den Clans, bestens beantworten konnten.

Mohammad aus Saudi-Arabien

Und während wir so warteten, erzählte uns Jenny ein paar Erlebnisse von ihrer Reise und das sie Prag ganz toll fände und mit den Saudis redeten wir über die Kinder - wir haben auch vier - und ich erfuhr, dass Mohammad Mohammad heisst, First Lieutenant ist und die eine Frau, die vor ihm mit dem einen Sohn sass, seine Frau ist, während ich bis dahin dachte, der ältere Saudi, der Vater des Clans, habe tatsächlich drei Frauen. Man hat ja so seine Vorurteile.

Michael

Nach einer weiteren halben Stunde, in der sich noch immer nichts tat, gesellte sich Michael hinzu. Er verfolgtuns seit Beginn unsere Reise auf Bonum Iter und schreibt hin und wieder Kommentare auf Facebook. Wir sind befreundet. Er macht seinen Doktor in Physik hier in Edinburgh und ich habe soviel verstanden, dass er mit Hilfe eines Lasers Moleküle zum Tanzen bringt und das sei ungemein spannend, weil es tanzende Moleküle in der Natur nicht gebe. Wir hatten uns über Facebook verabredet und für die Details miteinander telefoniert.

Seinen Kilt trägt er nicht einfach nur so aus Anpassung. Es trägt die Farben seiner Universität und wurde mit einer offiziellen Feier in den Rock eingeführt.

Mit den Saudis verstanden wir uns inzwischen prächtig, Gespräche über Kinder sind international. Das erstaunlichste war jedoch, dass sich inzwischen auch eine der völlig verschleierten Frauen am Gespräch beteiligte. Und obwohl man nur ihre Augen sah, tat dies dem Gespräch keinen Abbruch, man sah wenn sie lachte und wir lachten oft. Mohamad und ich logden uns auf unser iPhones auf facebook ein und sind jetzt Freunde.

Christine, Engländerin, durch Hochzeit Schottin

Und schliesslich gesellte sich noch Christine zu uns, eigentlich eine Engländerin. Doch weil sie einst einen Schotten geheiratet hatte, kannte sie sich wirklich aus und konnte uns endlich erklären, was sich hier abspielt. Wie sich dann während der Parade herausstellte, kannte sie einige der vorbeiziehenden Clanmitglieder und vor allem auch den Mann, der das alles organisiert hatte.


Gegen acht ging es dann endlich los. Dann zogen sie an uns vorbei, die schottischen Clans, die Crowfords, Kennedys, die Forbes, Campbell, Mac Alpin und so weiter und so fort.Doch die meisten der richtigen Schotten, sahen aus wie die Leute am Strassenrand, so dass man gar nicht richtig unterscheiden konnte, sind das jetzt die oder sind das noch immer wir. Da lob ich mir die Basler Fasnacht.

Schotten

Nach der Parade besichtigten wir ein paar Pubs, wo sich noch John dazugesellte. Gegen Mitternacht fuhren wir mit Johns Alfa quer durch Edinburgh, die beiden wollten uns unbedingt noch ein paar Hotspots zeigen. Es war eine erlebnisreiche Stadtrundfahrt mit vielen Einbahnstrassen und Verkehrsumleitungen.

Freitag, Juli 24, 2009

York - eine Jö-Stadt


In York finden an diesem Wochenende Pferderennen statt. Was dazu führt, dass die hiesige Hotelindustrie sich die Hände reibt. Wir hatten kein Hotelzimmer reserviert. Weshalb wir noch eines der letzten ergattern konnten. Es ist im vierten Stock eines wirklich alten Hauses, unter dem Dach. Galtres Lodge heisst die Absteige und das Badezimmer soll sich im 1. Stock befinden. Trotzdem kostet das Zimmer 75 Pfund.

York ist hübsch, was soll ich sagen - ein Jöö-wie-herzig-Städtchen. So sind auch die Läden im Zentrum. Alte Fachwerkhäuser mit vielen bunten und teilweise auch ziemlich teurem Schnick-Schnack, den vor allem weibliche Besucher ganz toll finden.

Natürlich weiss auch ich, dass man London nicht mit York vergleichen kann. Aber der Unterschied fällt ins Auge: Den Leuten geht es hier nicht so gut. In der Jöö-wie-herzig-Innenstadt kann man einige leerstehende Läden mieten und jede Menge Büroraum, die Leute sind schlechter gekleidet und es hat auffallend viele wirklich dicke Frauen. Ich meine solche mit amerikanischen XXXXL-Massen.

Wir haben erstmals auf dieser Reise eine Sight Seeing-Tour mit einem dieser Touri-Bussen gemacht, um uns einen Überblick zu schaffen. Man lebt hier schon vom alten Gemäuer und damit von der englischen Geschichte, die ja ziemlich blutig verlaufen ist. Es sind einige Henris hier durchgezogen und haben ihre Spuren hinterlassen, nebst den Dänen (Danish Vanille-Plunder) und den Wikingern (ein Einkaufszentrum).

Später, als es bereits die Eisenbahn gab, hat Queen Victoria auf ihrem Weg nach Balmoral Castle in York Mittagshalt gemacht. Das war damals üblich, damit die Reisenden sich verpflegen konnten. Der Queen wurde wie anderen Reisenden auch eine Rechnung fürs Mittagesse ausgestellt, was Victoria ziemlich sauer machte. Sie fuhr von da an immer an York vorbei. Solche Dinge bekommt man halt nur auf einer dieser Bustouren mit (10 Pounds each).

Die Römer sind übrigens auch mal hier gewesen und die genossen damals die Vorzüge weitaus höherer Durchschnittstemperaturen als wir sie trotz Klimawandel haben. Heute war es gerade mal 17 Grad.

Ein Erlebnis ist hingegen die Zugfahrt von London. Nebst dem Gratiskaffee, dem Gratismineralwasser und dem Gratisinternetzugang für die 1. Klasse, sieht man rechts und links der Bahnstrecke Felder im wirklich flachen Land von Horizont zu Horizont. Manchmal saust ein kleiner Fluss vorbei (Tempo 180 bis 200) und ein paar Weiher. Das ist überhaupt der Vorteil der Eisenbahn gegenüber der Autobahn: Keine hässlichen Landschaften. Was auch auffällt: Die Wolken ziehen viel tiefer über uns hinweg als sagen wir die bei uns in Basel.

Edinburgh ist auch ziemlich ausgebucht übers Wochenende, habe ich eben feststellen müssen. Doch gebucht ist gebucht. Man kann York alle halbe Stunde Richtung Edinburgh verlassen.

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