Donnerstag, Juli 16, 2009

Juan


Der Mann im blauen Überkleid öffnete die Türe und ging hinein. Ich schaute ihm nach, neugierig, was für eine Werkstatt sich hier in dieser engen Gasse wohl verbergen mag und für einen kurzen Moment konnte man sehen, dass es sich um eine kleine Druckerei handelt. Mit ziemlich in die Jahre gekommenen Maschinen, die man bei uns schon längst entsorgt hat, Druckmaschinen mit Charakter und Würde.

Wir klopften kurz und gingen hinein. Da standen drei sauber geputzte Heidelberger, ein Stehtisch mit einem Setzkasten an der Wand, ein winziges Büro oder vielmehr eine Telefonkabine mit einer Schreibmöglichkeit ist gleich beim Eingang unergebracht.


Juan ist der Besitzer des musealen Druckmaschinenparks. Die Heidelberger, erklärt er uns in bestem Deutsch, seien schon gut 50 Jahre alt. Mit vierzehn habe er hier zu arbeiten begonnen, als Drucker und Setzer, jetzt sei er 63.

Deutsch hat er in der Nähe von Aachen gelernt, wo er für drei Jahre gearbeitet hat. "Aber das ist auch schon wieder dreissig Jahre her", meinte er entschuldigend. "Früher habe ich die Sprache besser beherrscht." Noch besser?

Auf seinen alten Maschinen druckt Juan alles, was es für den Büroalltag so braucht: Briefpapier, Visitenkarten, Couverts.


Das Papierlager, das er uns auch noch zeigt, befindet sich gleich nebenan. Zwei kräftige Hunde liegen in der Mitte des Raums. Ich bin froh, dass sie angebunden sind. "Es ist nicht aufgeräumt", enschuldigt sich Juan, "wir haben noch immer Ferien."



2 Kommentare:

  1. Das sind Geschichten, die zum Denken und vor allem zum Innehalten anregen. Sind es doch die kleinen Begebenheiten, die Grosses bewirken können. Nicht nur im Kopf.

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