Montag, Juli 20, 2009

Essen mit Herrn Sarkozy

Bekanntlich ging es für die meisten Franzosen in den Vormonaten der französischen Revolution weniger um die Bürgerrechte als vielmehr um den Brotpreis. 1788 war ein Jahr der Missernte gewesen (Stichwort: Kleine Eiszeit!).

Der Ruf nach "gerechten Getreidepreisen" wurde immer lauter, auch angesichts der noch immer gut gefüllten Speichern des Adels und des Klerus.

Bis zum Vorabend der Französischen Revolution hatte sich der Brotpreis in den Städten verdreifacht und wurde zur Existenbedrohung für die Handwerker.

Solche Ereignisse sitzen tief drinnen im kollektiven Unterbewussten einer Nation wie Frankreich, zumal essen im Gegensatz zum sich ernähren, was die Spanier beispielsweise tun oder über Jahrhunderte die Deutschen taten, für einen Franzosen ein wesentlicher Sinn des Lebens ist.

Ergo ist es nicht erstaunlich, dass Herr Sarkozy die Wirtschaftskrise mit einer Senkung der Mehrwertsteuer auf die Restaurantpreise bekämpft. So wurde rechtzeitig zur Ferienzeit der Mehrwertsteuersatz für die Gastronomie von 19,5 auf 5.5 Prozent gesenkt. Die Wirtschaftskrise weg essen und das mit Genuss - auf eine solche Idee kommt nur eine französische Regierung.

Allerdings: wer nun meint, die Wirte hätten die Preise über die ganze Speisekarte hinweg gesenkt, der irrt. Die gesenkten Vat-Sätze werden für ein paar wenige Getränke und auch mal bei einem einzelnen Menue an die Gäste weitergegeben. In einem Restaurant in Bordaux wurde auf einem Plakat bekannt gemacht, dass die Direction mit dem Mehwertsteuergeld zusätzliches Personal aus einem Arbeitslosenprojekt angeheuert hat.


So rettet in diesen nirgendwo sichtbar schweren Zeiten jeder halt das, was ihm lieb und teuer ist: Die Franzosen die Gastronomie und die Deutschen Opel.

Nebenbei: Bereits ertönt in Frankreich die Forderung nach "gerechten Treibstoffpreisen".

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