Sonntag, Juli 26, 2009

Haggis

Manche Leser werden sich inzwischen fragen, weshalb wir derart durch die Gegend hetzen. Ein Tag hier, zwei Tage da und schon wieder im Zug und weiter geht's. Europe in ten days - das machen sonst nur Japaner oder amerikanische Autoverkäufer, deren Incentive eine Tour durch Europa ist.

Zum einen müssen wir festhalten, dass wir keineswegs durch die Gegend hetzen. Wir sitzen bequem im Zug, schauen zum Fenster raus, trinken Kaffee (in England), hören Musik, unterhalten uns, lesen Zeitung und spannende Bücher, surfen im Web (in England).

Und nach zwei, drei Stunden steigen wir aus und dann geht es zu Fuss weiter. Wir sind täglich mindestens fünf Stunden zu Fuss unterwegs, ohne Programm, wir haken nichts ab, gehen mit anderen Worten die Dinge recht entspannt an. Alles geschieht ziemlich zufällig, ohne besondere Erwartungen, wir sammeln an Eindrücken was sich bietet, nehmen auf was am Weg liegt. Wirklich hilfreich und wesentlich zur Entspannung trägt das Navi im iPhone bei. Man weiss immer, wo genau man sich befindet.

So halten wir es auch mit den Restaurants: Wir suchen nicht lange herum, denn DAS Restaurant, wo man unbedingt essen muss, finden wir eh nicht. Oder dann es ist auf Tage ausgebucht. Heute beispielsweise haben wir ziemlich exotisch gegessen, die lokale Spezialität: Haggis. Es schmeckt wie Leberwurst, der grauen Schwester der Blutwurst, und hat die Konsistenz einer sehr trockenen Version einer Paelia. Dazu wird ebenfalls sehr trockener Kartoffelstock serviert und ein Gemüse, das ich zwischen Sellerie und Kürbis ansiedelte. Weil es sich bei der schottischen Küche also um eine sehr einfache Küche handelt, hat der Koch(?) den Teller mit der Portion für zwei kurz in die Mikrowelle geschoben. Leider wird man nicht gewarnt, weshalb die ersten Bissen einem ziemlich aufschrecken. Das einzige nicht trockene war das Bier dazu. Das war wirklich gut. Es ist überhaupt unglaublich, wieviele Biersorten es in England/Schottland gibt.

Doch ich schweife ab. Wenn man nicht an einem Weiterbildungskurs teilnimmt oder sonstigen Ehrgeiz entwickelt und auch kein Architekturstudent ist, reichen zwei Tage durchaus, um von einer Stadt einen guten Eindruck zu gewinnen. Denn all die Neubaugebiete um den eigentlichen Stadtkern herum lässt man ja eh aus. Also besucht man im Grunde genommen immer nur Kleinstädte. Nehmen wir beispielsweise Edinburgh. In zwei Tagen hat man's gesehen. Hier gibt es nicht viel mehr als die Royal Mail, das Schloss (waren wir heute), dann geht man essen. Ausser man hat das Glück, dass 124 Clans finden, sie sollten sich doch mal in Edinburgh treffen.

PS: Die Tarte aux pomme mit einer Kugel Vanilleeis in einem französischen Restaurant ein paar Schritte weiter war wirklich exzellent.

2 Kommentare:

  1. ich wollte mal danke für die wirklich interessanten bericht schreiben. ich lese sie alle mit genuss. eigentlich sollten sie immer auf reisen sein ;-)

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  2. Falls ihr noch anständiges Haggis essen wollt: In den Zug nach Glasgow hocken (1 h Fahrt) und im Westend im Ubiquitous Chip Haggis bestellen. Falls Ihr genug davon habt: No 16 im selbigen Glasogw Westend ist ein exzellentes kleines Restauräntli wo man z.B. vorzüglichen Risotto geniesst. Und noch zwei Glasgow Gastro Tipps: The Dhakin in der Merchant City (südindisch) und Arisaig im Stadtzentrum (schottisch, aber sophisticated).

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