Mittwoch, Juli 15, 2009

Fischers Paradies

Wir haben noch eine zweite Bar gefunden. Im "Mercury" hätte man essen können, wenn man denn noch Lust gehabt hätte, nachdem einem die kettenrauchende Wirtin das Menue des Tages erklärt hat.

Die zweite Bar beim Kirchplatz sah denn doch etwas einladender aus. Hier hätte man uns ohne weiteres ein saftiges Steak gebraten, wir bestellten jedoch stattdessen zwei Brote mit frisch vom Schinkenstück geschnittenen Jamon-Streifen. Die Brotscheiben hatte die Wirtin zuvor kurz auf den Bratrost gelegt und anschliessend mit reichlich Olivenöl übergossen. Köstlich.

Am Nebentisch sassen Engländer. Es war uns schon im Gemeindepool aufgefallen, dass es hier einige Engländer hat. Ich habe dann einen am Beckenrand gefragt, ob sie denn hier Ferien machen würden. Was auf den ersten Blick etwas absurd wäre, denn von Meer ist weit und breit nicht die Rede.

Nein, er wohne und arbeite hier, sagte mir Michael. Er sei im Fischereibusiness. Dazu muss man wissen (was man dank Google herausfinden kann), dass diese Gegend hier eine der beliebtesten Hobby-Fischerressorts Europas ist (wussten wir bis anhin nicht). Denn der Ebro ist wegen den Staustufen mehr ein langgezogener See als ein Fluss.

Und in diesem Fluss hat es Welse und Karpfen von einer Grösse, die jedes Amateurfischerherz zu höchsten Pulsschlägen anschwellen lässt. RIESENDINGER. Nach unseren spanischen Restbroten sind wir zum Fluss hinunter spaziert und in der Tat sahen wir da und dort kurz ein Riesenmaul eines Fisches nach einer klitzekleinen Fliege schnappen (okay, die haben wir nicht gesehen, sondern geahnt). Überhaupt herrschte dicht unter der Wasseroberfläche ein Gedränge wie in einem Warenhaus beim Ausverkauf.

Dieses Tourismus-Angebot nun ist in der Hand der Engländer, die sich hier niedergelassen haben. Der 28-jährige Matthias ist seit einem Jahr Riba-roja und arbeitete zuvor fünf Jahre auf Mallorca. "Ich bin dann für ein Jahr zurück nach England, aber England ist grosse ... (er benutzte einen Kraftausdruck, den wir hier nicht wiederholen möchten).

Er spricht noch immer kein Wort Spanisch. Und auch Lesen und Schreiben sei nicht so sein Ding, erklärt er mir, als ich ihn bitte, mir den Namen der Website des Unternehmens zu buchstabieren, bei dem er arbeitet. "Die Schule ist schon eine Weile her, you know." Seine jüngeren Kollegen, die hier zur Schule gehen und deshalb auch Spansich sprechen, helfen ihm. Hier der Link mit ein paar eindrücklichen Bildern.

Und dies noch für geschichtsbewusste Leserinnen und Leser: Während des spanischen Bürgerkriegs war diese Gegend am Ebro ein hart umkämpftes Gebiet. Im Juli 1938 starteten die Republikaner eine Grossoffensive. 115 Tage dauerte die Schlacht, dann konnten sich Francos Truppen am rechten Ebro-Ufer festsetzen. Es waren die entscheidenden Tage in diesem Bürgerkrieg. In den folgenden Wochen fielen Tarragona und Barcelona in die Hände der Nationalisten, Katalonien war gefallen.

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1 Kommentar:

  1. Ja, die unverwüstlichen Briten - irgendwie kommen sie mit genau dieser Art immer und überall durch. Aber ihnen gönnt man es (meistens). Abt. Karpfen und Welse: Ich hoffe einfach, die sind etwas friedlicher als dieser - mittlerweile erlegte - Monsterzander vom Lago Maggiore.

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