Montag, August 03, 2009

Tarnów

Der Rathausplatz von Tarnów

Wenn man durch Polen reist, kann man die jüngste Geschichte nicht ausblenden. Die ist zum einen selbstverständlich auch polnische Geschichte, aber zu allererst ist es die deutsche Geschichte und die jüdische Geschichte, die einem in jeder Stadt begegnen.

Die Reste der Synagoge, die 1939
niedergebrannt und zerstört wurde.

Zum Beispiel hier in Tarnów. Fast die Hälfte der Einwohner der rund 70 Kilometer östlich von Krakau gelegenen Stadt waren beim Einmarsch der Deutschen am 8. September 1939 Juden.

Noch am gleichen Tag begann das Terrorregime gegen die Juden. Männer wurden von der Strasse weg verhaftet und zur Zwangsarbeit verschleppt, Wertsachen wurden konfisziert (gestohlen). Im November brannten die Synagoge und die Gebetshäuser und ab Dezember mussten die 25‘000 Juden Tarnóws eine Armbinde tragen.

Der in den 90er-Jahren wieder hergestellte Friedhof
von Tarnów. Er datiert zurück ins 16 Jh.
Auch hier fanden Exekutionen statt.

Am 14. Juni 1940 ging der erste Transport aus Polen mit 708 polnischen Gefangenen und 20 Juden von Tarnów nach Auschwitz. Sie erhielten bei ihrer Ankunft die Häftlingsnummern 31 bis 759 und waren damit unter den ersten, die nach Auschwitz kamen. Ab Mitte 1942 wurden die Häftlingsnummern in den Unterarm eintätowiert, jedoch nur in diesem KZ. Insgesamt wurden im KZ Auschwitz 405.222 Häftlingsnummern an Gefangene ausgegeben. Davon wurden ca. 340.000 getötet. (Quelle)

Am 3. September 1943 fand der letzte Transport nach Ausschwitz statt, danach war das Ghetto von Tarnów, in dem zwischenzeitlich bis zu 40'000 Menschen unter für uns nicht mal mehr vorstellbaren Verhältnissen lebten, menschenleer.

In den ehemals jüdischen Häusern und Wohnungen wohnen heute Polen. Seit Mitte der 90er Jahre findet in Tarnów kein jüdischer Gottesdienst mehr statt, weil es dafür 10 erwachsene Männer, einen Minjan, braucht.

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