Donnerstag, August 06, 2009

München

Da blieb nun jeder Mann stehen und wer
hatte, zückte den Fotoapparat.

Was soll man über München noch sagen. Wir waren schon öfters hier. Wenn man öfters irgendwo hin fährt, dann kann man tatsächlich auch tiefer in eine Stadt eintauchen. D.h. man könnte. An München mag ich, dass wir hier einfach oberflächlich sein können.

München ist eine Genussstadt. Der Wohlstand ist greifbar. Ähnlich wie in Hamburg. Doch in München ist dieser Wohlstand, der Luxus einfach lustvoller und auch beschaulicher.

Man kommt mit den Leuten recht schnell ins Gespräch. Zum Beispiel im Biergarten im Viktualienmarkt bei einer Brotzeit (Obazda: Camembert, Limburger, Sahne, Butter, Salz, Pfeffer, Zwiebel, Paprikapulver; dazu eine grosse Bretzel und Bier). Da setzt sich also ein echter Münchner an unseren Tisch, zusammen mit seiner Frau und einem Ehepaar aus Dresden.

Und so sieht das Ding von hinten aus....

Da erwartet man, dass nun Bodenständiges beredet wird, zum Beispiel über Politik oder so. Aber nein, nach fünf Minuten und nach kräftigem zuprosten landen wir bei so tiefschürfenden Themen wie Wiedergeburt, Okkultismus, ein toter Freund, der die Türe zuschlägt, der verstorbene Ehemann, der am Bild kratzt (die Frau aus Dresden) und so weiter. Dabei trägt der Mann eine bayrische Trachtenjacke! (Ich bin übrigens aus dem Alter heraus, wo ich so etwas noch als "Wink des Schicksals" begreifen würde.)

Was im Stadtbild auffällt, sind nicht Bayern in Lederhosen und Bayrinnen in Dirndln, sondern Saudis und Golfstaatler, überwiegend junge Frauen und Männer. Die jungen Frauen bedecken ihre hochgesteckten Haare mit einem Kopftuch, aber das ist mehr ein adrettes modisches Accesoir zur westlichen Kleidung, die sie tragen. Es scheint so, als ob die strengen Verhüllungsvorschriften für München nicht gelten.

Meine Reisebegleiterin, die mehr davon versteht und dazu noch über einen ausgeprägt guten Geruchssinn verfügt, sagt, dass die Frauen von sehr teurem Parfumes umhüllt seien.

...und so von vorne.

"Sie lieben offensichtlich München",
sagt uns eine Düsseldorferin beim Kaffee in der Maximilianstrasse, die schon längere Zeit am Chiemsee wohnt und als Trendscoutin für die Schuhindustrie arbeitet. Sie verdreht etwas genervt die Augen. "Die bleiben meistens mehrere Wochen in München und belegen in den teuren Hotels ganze Stockwerke." Aber jetzt, wo die Krise da sei (ich schaue mich erschrocken um, sehe aber nichts), sei das halt schon gut, für die teuren Hotels.

Sie sei nach München gekommen, um ein wenig Barrengold zu kaufen (meine Reisebegleiterin ist meine Zeugin, dass ich hier nicht irgend einen Quark schreibe), dann entsinnt sie sich ihrer Tasche, die sie neben sich auf den leeren Stuhl gelegt hat, packt sie und stellt sie zwischen uns auf den Boden.

Und so von innen. Ja, ja, infantil, meine ich auch.

Ich sage ihr, dass ich eigentlich aus Konstanz komme, mein Schweizer Akzent nur gespielt sei und ich mich auf's Klauen von Frauenhandtaschen spezialisiert hätte. Sie lacht und glaubt mir kein Wort.

Wir sind uns übrigens auch an unserer letzten Station treu geblieben und haben in einem Hotel gleich beim Bahnhof eingecheckt.

2 Kommentare:

  1. Anonym09:58:00

    Ich verfolge Ihre Reise seit drei Wochen und muss Ihnen ein grosses Kompliment machen. Was Sie immer wieder entdecken und sehen und danach beschreiben ist "Journalism at its best".

    Schade, dass es am Samstag vorbei ist.

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  2. Interrailer21:06:00

    Dieser Vollidiot aus Dubai fährt schon seit Tagen mit Carajo durch die Innenstadt und hält rote Ampeln für pittoreske Straßenbeleuchtung.

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