Freitag, Juni 19, 2009

In Gedanken beim Buena Vista Social Club

Mit der Transsibirischen Eisenbahn nach Peking mit einem Abstecher nach Lhasa, die Offerte, kam per E-Mail und weil es sich um einen schweizerischen Anbieter aus Lausanne handelt, auf Englisch geschrieben.

Sauber aufgelistet hatten wir all die Tage, die in der Summe vier Wochen ergeben, als pdf-Ausdruck auf dem Küchentisch liegen. Von Tag 1 „Arrival in Moscow, Transfer at Hotel Sovietsky , depending on arrival time, Night show, Theatre, Opera or Ballet“, bis Tag 24, „Peking, End of trip“.

4‘750 Euro (Schweizer Reisebüro!) pro Person, dazu noch die Flüge Zürich – Moskau, oder eben die Bahnfahrt von Arlesheim nach Moskau und Peking – Zürich, dazu noch ein paar Visas für lumpige 280 Franken, auch pro Person.

Ich meine, die Offerte war schon okay, das Programm inklusive Grosser Mauer und Ming-Gräber in Ordnung, der Preis etwas grenzwertig. Der Abstecher in eine mongolische Jurte zu gegorener Stutenmilch und gekochtem Hammelkopf gehört halt dazu.

Doch das war nicht einfach ein Reiseprogramm, das waren 24 Tage bis ins Detail geplant, die da schriftlich auf dem Tisch lagen. Das war der Hammer.

Das ist, wie diese Jours fixes, die man in der ersten Sitzung im Januar vereinbart und fünf Minuten später ist schon wieder Dezember. Das hier waren 24 Jours fixes hintereinander, welch ein geballter Ereignismarathon.

Während eines längeren Spaziergangs der Birs entlang, diskutierten meine Reisegefährtin und ich (wir sind seit über dreissig Jahren verheiratet), was wir tun sollen. D.h. eigentlich ging es darum, mal zu formulieren, um was es bei diesen vier Wochen überhaupt geht. Where's the beef?

Eine möglichst grosse Distanz zurückzulegen, ist eigentlich kein Ziel. „Das Alleinstellungsmerkmal“ dieser vier Wochen ist: Über Zeit zu verfügen.

Sollten wir uns also für zehntausend und ein paar zerquetschte Euros unsere Frei-Tage stehlen lassen, ist Herrn Cornuz, unser E-Mail-Partner in Lausanne, etwa einer dieser "Zigarren rauchenden grauen Herren“?

Transsibirische, China und Tibet waren vom Tisch. Obwohl ich mein bescheidenes Mandarin, das ich während zwei Jahren Privatunterricht abgespeichert habe, schon mal gerne zur Sprache gebracht hätte. Sei’s drum.

Der Vorschlag eines Bekannten, wir sollten doch nach Kuba fliegen, „wer weiss, wie lange es das so noch gibt“, brachte unseren theoretischen Ansatz ein paar Tage später im Arlesheimer Bädli, bei sommerlichen Hitzewerten notabene, ins Wanken.

Zumal ein anderer, der daneben stand, einwarf, ihn reue es noch heute, dass er vor dem Mauerfall nie in die DDR gereist sei. Mich eigentlich auch. Vier Wochen Buena Vista Social Club – das wäre doch was.

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2 Kommentare:

  1. Das find ich auch unmöglich diese verplanten Tage. Man ist schliesslich im Urlaub. 1/3 von dem geplanten würde man eh nicht machen wollen, und die Hälfte davon entweder für einen längeren oder kürzeren Zeitraum.
    Da mietet man besser ein Wohnmobil und fährt aufs Gratewohl Richtung Süden/Osten/Westen oder Norden, wozu man gerade Lust hat.

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  2. Hmm...also wenn ich da auch meinen "Senf" dazu geben darf: Ich möchte die Transsibirische Eisenbahn, Peking und die Mongolei nicht missen.

    Aber wenn, dann unbedingt "individuell" machen - also nicht mit einem Sonderzug. 26 Tage hab ich für die Reise von Salzburg nach Peking gebraucht. Hatte zwar keinen Stress, aber unter dieser Zeit würde ich es nicht machen, denn dann artet es in Stress aus. Schließlich möchte man ja für "Land und Leute" auch etwas Zeit haben - und wenn man schon die Chinesische Sprache spricht, dann erst Recht ;-)

    Trotzdem einen schönen Urlaub, wohin es Euch auch zieht :-)

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