Dienstag, Juni 23, 2009

Entspiritualisierte Pilgerschaft

Das Wort, das sehr häufig zur Zustandsbeschreibung „Reisen“ hinzugefügt wird, ist „Fieber“. „Reisefieber“ ist eine saisonale Krankheit wie die Grippe im Winter.

„Reisefieber“ trat erstmals im 17. Jahrhundert auf, als Leute, die es sich leisten konnten, dem Camino de Santiago Adios sagten und nur noch zum persönlichen Vergnügen, zur individuellen Erbauung durch die Gegend zogen. In Anlehnung an Sloterdijk könnte man von „entspiritualisierter Pilgerschaft“ sprechen.

Matthäus Merian aus Basel war ein Reisefiebriger, der aus dem neuen Erregungszustand der Europäer Kapital schlug, in Frankfurt als Verleger von Reisebüchern über den Fernen Osten. Die Erregung über Fernöstliches war zu der Zeit derart gross, dass der vermögende Adel nicht genug an Preziosen aus China bekommen konnte. Was zur Folge hatte, dass die Handelsbilanz des Importlands England mit dem damaligen Exportweltmeister China schwer in Schieflage geriet. Doch das ist eine andere Geschichte.

Im Sommer zu verreisen ist eine Selbstverständlichkeit geworden. Wobei Wunsch und Wirklichkeit zumeist auseinanderklaffen. Die Schweizer zieht es gefühlsmässig auf die Seychellen, auf Mauritius, auf die Malediven. Oben auf der Liste stehen auch die USA, Neuseeland und Australien. Doch dann fährt man wie jedes Jahr nach Italien oder Spanien oder verbringt die „schönste Zeit des Jahres“ (so ein Unsinn) im eigenen Land.

Ein Freund der Familie hat sich eben aufgemacht, für vier Wochen im Camper mit Frau und Kindern einen kleineren Kartenausschnitt Kanadas zu bereisen. „Warum macht ihr nicht so was“, fragte uns eine unserer Töchter. „War doch toll, diese Vierwochentour, damals mit der ganzen Familie der Ostküste der USA entlang.“ Stimmt, war einmalig.

Anfangs Juni waren wir reiseplanmässig an einem Tiefpunkt angelangt. Von Reisefieber weit und breit keine Spur.

Wir können ja auch zu Fuss quer durch die Alpen, wie vor zwei Jahren, diese sechs Tage auf der Via Valtellina von Schruns in Österreich über Davos ins italienische Tirano, versuchten wir uns fiebrig zu reden.

Kommentarfunktion

1 Kommentar:

  1. loretta16:20:00

    Lieber Reisender!
    Also ich kann Ihnen sicher keine Entscheidung abnehmen, aber den Sommer und Sonne wird man hier bis in den September haben, Schottland würde ich also vorziehen, es ist eine gute Reisezeit, aber auch recht busy.
    Lieben Sie wunderschöne, teils einsame Gegenden, Wasser und Seen? Das sind alles Attribute von Schottland.
    Ich kenne GB sehr gut, habe lange dort gelebt, allerdings hatte ich zeitweise ein Auto oder einen Reisebus zum Reisen.
    Aberdeenshire ist wunderbar, eine fast schon vollkommene Landschaft. Leider sind die besten Orte nicht mit dem Zug erreichbar..Stonehaven hat ein Sommer-Outdoor-Pool, ist ganz witzig sowas, daselbe gibts auch in Gourock, so einen salty, outdoor-pool.
    Leider biegt der Zug nach Aberdeen ab, der Küstenabschnitt, der danach folgt, ist nämlich wunderbar!Forvie Sands bei Newburgh ist eins der schönsten und grössten Dünensysteme.Entlang der Zuglinie sind viele Castles, Huntly, Picaple etc. National Trust gibt nähere Auskunft.
    Bei Keith gibts eine Destillery, Elgin ist hübsch, mit netten B+Bs.
    In der Nähe Kinloss, bei Findhorn lebt eine schräge Community, so eine Art Selbstversorgen, ist auch ein Abstecher Wert, sind einfach ca. 5-10 Meilen von Kinloss.In Nairn lebt Tilda Swinton, manchmal läuft man ihr dort beim Bäcker über den Weg..
    Inverness ist ok, besser als sein Ruf zumindest.
    Fährt man Richtung Norden führt der Zug bis Thurso oder Wick, unterwegs gibts viele Sehenswürdigkeiten.
    Die Bay bei Invergordon ist hübsch, man sieht oft Seehunde am Strand.Golspie, Brora, Helmsdale sind kleine Orte, wo man schnell ein B+B oder Hostel findet, das in Helmsdale wurde umgebaut, ist sehr nett und self catering.
    Wick und Thurso sind nicht so spannend, ein Ausflug auf die Orkneys wäre aber sicher schön!
    Färt man statt in den Norden Richtung Kyle of Lochals, führt dies teilweise auch durch eine sehr bezaubernde Landschaft, entlang vieler Lochs und Gewässer.
    Loch Carron ist schön, und man findet schnell ein schönes Bend and Breakfast!
    Ueber Kyle of Lochalsh, Isle of Skye gelangt man wieder zu einer Zugstation in Mallaig.
    Auf Isle of Sky gibt es gute Busverbindungen, speziell im Sommer.
    Mallaig-Fort William ist eine schöne Reise, wieder viele Lochs und Flüsse.
    Gebe Ihnen bald mehr Tips, muss zur Arbeit.

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